In der neuen Ausgabe der Zeitschrift „Land & Berge“ gibt es einen Artikel von mir über den Schlupfstein von St. Wolfgang im Chiemgau. Dieser Stein fasziniert mich schon lange, und für den Artikel habe ich mir von der Mesnerin zeigen lassen, wie das Durchschlüpfen funktioniert. Das ist nämlich gar nicht so einfach: Man muss wissen, in welcher Position man startet und in welcher Reihenfolge man dann Arme, Körper und Beine durch die Öffnung zwängt.
Der Stein hat nämlich angeblich eine ganz besondere Kraft: Wer durchschlüpft, wird nicht nur von Rückenschmerzen geheilt, sondern auch von ungewollter Kinderlosigkeit befreit. Das Durchschlüpfen soll tatsächlich schon öfter gewirkt haben – immer wieder behaupten glückliche Eltern, sie seien nach der „Anwendung“ des Steins endlich schwanger geworden. Man schlüpft durch einen Marmoraufsatz, der aus der Barockzeit stammt, über einen alten Gletscherschliff, der sich im Kirchenboden befindet. Schon in keltischer Zeit war dieser Ort wohl ein Kultort – vermutlich ein Ort, den vor allem Frauen aufsuchten.