Es soll ja Flamingos geben, die ihr ganzes Leben in Chile verbringen und in den Anden auf 4000 Metern Höhe brüten, ebenso wie solche, die im südlichen Afrika daheim sind und natürlich jene, die zu Hunderten die Camargue bevölkern. Alles schöne Gegenden, aber für abenteuerlustige Jung-Flamingos offenbar total langweilig. Fünf Chileflamingos sind deshalb ausgezogen, die Welt zu entdecken. Schon beim Alpen-Überflug fühlten sie sich wie zu Hause, und als sie über der Kampenwand den Chiemsee erblickten, setzten sie zur Landung an: Do samma iatz dahoam.
So ungefähr könnte es gewesen sein. Denn: Sie sind wieder da, unsere Chiemseeflamingos! Kein Faschingsscherz – seit ein paar Jahren beobachten wir sie immer wieder im ausgehenden Winter.
Fünf Chileflamingos machen seit etwa einer Woche Station in der Seebrucker Bucht und stelzen auf ihren langen, dünnen Beinen durchs kalte Wasser, zwischen Blesshühnern, Stockenten und Schwanenpärchen.
Sie sind wohl sogenannte Gefangenschaftsflüchtlinge, irgendwo irgendwann ausgebüxt aus einem Gehege und nun glücklich in Freiheit. Dass sie aus dem Salzburger Zoo entflogen sind, wie manche vermuteten, weisen die Salzburger zurück: Sie seien ja nicht doof und hätten es schon bemerkt, wenn fünf Flamingos fehlen würden. Angesichts der Besucherscharen am Chiemseeufer könnte man ja meinen, die hiesigen Touristiker hätten die Flamingos ausgesetzt, um den Wintertourismus anzukurbeln…
Hoffentlich bleiben sie uns noch lange erhalten – die menschlichen Chiemseeanwohner würden sich freuen, und die gefiederten haben die rosa Artgenossen längst in ihre Reihen aufgenommen.